Schlaflos durch die Nacht – Deutsche Bahn

Deutschen Bundesbahn
Nachtschicht bei der Deutschen Bahn

Schlaflose Nächte wegen der Deutschen Bahn? Die hatte in den letzten Tagen wohl manch einer. Aber ich muss euch enttäuschen, wenn ihr jetzt einen Frustbeitrag über streikende Lokführer erwartet! Denn damit kann ich zumindest im Moment nicht dienen.

Was ich dann zu meckern habe? Na ja, immerhin sind nicht fahrende Züge indirekt an meinem stark erhöhten Koffeinkonsum und dem fast unkontrollierbaren Flattern der Augenlider schuld. Ach ja, und nicht zu vergessen die schnelle Reizbarkeit mit den leichten (oder etwas stärkeren) Aggressionsanfällen. Nein, kein Streik sondern eine Vollsperrung der Bahnstrecke über den gesamten November legt meine Nerven blank.

Eigentlich ein Glück für alle Pendler hier. Die eingesetzten Ersatzbusse fahren immer, auch wenn die Bahn streikt. Super Sache, war mein erster Gedanke (wir wohnen gegenüber vom Bahnhof): Vier Wochen keine Güterzüge, die morgens ab und zu kurz nach vier durch das Schlafzimmer rumpeln. Vier Wochen keine Bremsen, die mich immer mal wieder mit ihrem Kreischen spät abends hochfahren und in panischer Angst nach dem Wecker grapschen lassen. Es könnte ja schließlich auch schon der Morgenzug sein. Vier Wochen entspanntes Durchschlafen!

Wer denkt bei diesen ruhigen Aussichten schon daran, dass das komplette Austauschen von Schotter, Schwellen und Gleisen sicher nicht lautlos machbar ist? Das die Nächte gut ausgeleuchtet zum Tag werden und sich unser kleiner, von den großen Zügen meist ignorierter Bahnhof auch nachts als Lager- und Umschlagplatz für die Materialen anbietet? Nein, an diese Möglichkeiten habe ich nicht eine Sekunde gedacht!

Auch nach der ersten Nacht wird es mir noch nicht so wirklich bewusst. Ärgerlich, aber eine Nacht geht vorbei. Mit der zweiten Nachtschicht hat sich dann die ganze schlaflose Tragweite so langsam in mein Bewusstsein geschlichen. Zu prasselndem Schotter, aufeinanderschlagendem Metall, dröhnenden Motoren und rumpelnden Maschinen kommt der verzweifelte Versuch, die schlafraubenden Geräusche mit einem Hörbuch zu übertönen. Ohrstöpsel? Mit Tinnitus keine wirklich sinnvolle Kombination.

Nach dem dritten Durchlauf der CD ergebe ich mich dem Schicksal einer weiteren schlaflosen Nacht und der Gewissheit, dass es nicht die letzte gewesen sein wird. Die aufkommende, fast schon preisverdächtige schlechte Laune nutzt ihre Chance natürlich sofort. Ein langer, anstrengender Tag mit Schlafentzug und viel Kaffee liegt vor mir. Irgendwie werde ich mich durch hangeln, Stunde um Stunde, während ich von endlich wieder fahrenden Zügen träume…


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